Was für eine Aufgabe!

In einer alternden Gesellschaft wird es natürlich auch immer mehr Menschen mit Pflegebedarf geben und ich verstehe es auch, dass die meisten von ihnen zu Hause gepflegt werden wollen. Ich will daher die pflegebedürftigen Menschen und ihre An- und Zugehörigen ganz klar in den Fokus nehmen! Wir müssen vor allem die häusliche Pflege stärken. Wir müssen es den Menschen leichter machen, die Unterstützung und die Leistungen zu erhalten, die sie benötigen.

 
Die Pflege braucht große und wirksame Reformen, soviel ist klar. Ich schaue deshalb mit Respekt auf meine neue Aufgabe und freue mich gleichzeitig sehr, sie anzugehen. Denn, wenn wir auf die Zahlen schauen – und als Biochemikerin kann ich Zahlen und Statistiken lesen – dann ist eine Tatsache unumstößlich: Wir müssen schnell ins Handeln kommen!

 
Was wir dringend brauchen, sind ausreichend Unterstützungsangebote. Kommunen und ihre Pflegeplanungen müssen wir stärken, um Entwicklungen erkennen und aktiv steuern zu können. Zusätzlich brauchen die Menschen einen „Kümmerer“ vor Ort, der für sie ansprechbar ist und pragmatisch dafür sorgt, dass die Unterstützung dort ankommt, wo der einzelne Betroffene sie individuell benötigt.

 
Und selbstverständlich werden wir darüber reden müssen, wie sich diese Unterstützung in dem viel zu komplizierten Leistungskatalog der Pflegeversicherung abbilden lässt. Mein Ziel ist es, dass jeder Einzelne sich die Unterstützung für sich selbst passgenau so organisieren kann, wie er oder sie es benötigt: mit einem Mix aus professionellen und ehrenamtlichen Strukturen.

 
Mit Blick auf unsere exzellent ausgebildeten Pflegefachkräfte ist es mir besonders wichtig, ihnen mehr Verantwortung zu übergeben und sie endlich das machen zu lassen, was sie erlernt haben. Der Arztvorbehalt ist in meinen Augen überholt und häufig ein Hindernis für eine bessere und effizientere Versorgung der Pflegebedürftigen.

 
Fehlende Effizienz und zusätzlichen Druck können wir uns in einem ohnehin massiv angespannten System nicht erlauben. Deshalb müssen Strukturen und Prozesse auf den  Prüfstand. Und ich habe hier explizit nicht noch mehr Arbeit in noch weniger Zeit im Sinn. Was ich meine sind echte Erleichterungen im Alltag, ein spürbarer Bürokratieabbau, mehr Interprofessionalität und Digitalisierung.

 
Wir müssen außerdem mehr über Prävention sprechen. Denn hier drehen wir gleich an zwei Stellschrauben. Zum einen hilft Prävention dem Menschen individuell, um aktiv am Leben in der Gemeinschaft teilhaben zu können, und stärkt somit die Lebensqualität. Außerdem hilft es, Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Das reduziert letztlich auch die Kosten und den Bedarf an der Pflegeinfrastruktur.

 
Und nicht zuletzt: ich will für mehr Beteiligung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen im System der Pflege sorgen. Das System der Pflege an ihnen vorbei zu planen, funktioniert nicht. Deshalb müssen sie ihre Belange einbringen können und mit ihren Anliegen gehört werden.

 
Um es ganz klar zu sagen: Ich bin hier, weil ich etwas verändern will. Meine Rolle verstehe ich nicht als die des Kummerkastens, genauso wenig wie ich im Elfenbeinturm sitze und unbeteiligt zuschaue. Ich werde mich einmischen mit dem klaren Ziel, die für eine gute Pflege notwendigen Strukturen im ganzen Land zu schaffen.