Tablet versus Kuli

Mir ist wichtig, dass Digitalisierung die Versorgung tatsächlich verbessert, indem sie administrative Aufgaben erleichtert oder die Versorgungsqualität steigert. Ich selber bin eher ein analoger Mensch, als Altenpflegerin „alter Schule“ verlasse ich mich beim Schreiben und Dokumentieren gerne noch auf Zettel und Stift als auf den Bildschirm. Natürlich kenne ich aber die Vorzüge einer digitalen Datenverarbeitung. Und ich weiß, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen heutzutage erwarten, ihre Büroaufgaben nicht handschriftlich erledigen zu müssen. Aus gutem Grund sind Smartphone und Tablet deshalb bereits bei vielen Pflegediensten und in stationären Einrichtungen nicht mehr wegzudenken. Wenn die eingegebenen Daten sinnvoll verknüpft sind, ist das nicht nur für die Versorgungsqualität gut, sondern spart einer Pflegekraft auch Zeit, die sie anstatt mit Formularen besser mit den Pflegebedürftigen verbringen kann. Die Pflegeversicherung fördert deshalb die Einrichtung von W-LAN, unterstützender Hard- und Software sowie Schulungen für Pflegekräfte mit Zuschüssen bis zu 12.000 Euro je Einrichtung.

 

Im 21. Jahrhundert möchten Pflegeeinrichtungen elektronisch abrechnen und nicht mehr Papierbelege zu den einzelnen Kassen schicken müssen. Eine Abrechnung per sicherer E-Mail über die Telematik-Infrastruktur gegenüber sämtlichen Kassen – das sollte keine Zukunftsvision sein, sondern eine Selbstverständlichkeit. Was ich hoffe ist daher, dass sich die Verbände der Kosten- und Einrichtungsträger endlich zusammenraufen, um den Willen des Gesetzgebers umzusetzen. Schiedsverfahren dürfen nicht in die Länge gezogen werden.

 

Auch die Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln oder häuslicher Krankenpflege müssen wir beschleunigen durch elektronische Verfahren. Das ist bereits gesetzlich so angelegt. Vor allem bei der Entlassung pflegebedürftiger Menschen aus dem Krankenhaus zum Beispiel nach einem Sturz, denn dann muss die Anschlussversorgung schnell stehen und darf nicht an fehlenden Rezepten oder langwierigen Genehmigungsverfahren von Kostenträgern scheitern. Wir brauchen schnell einen elektronischen Entlassbrief, der alle für die weitere Versorgung relevanten Fakten schnell und auf einen Blick verfügbar macht, statt wie bisher Arztbrief, Pflegeüberleitungsbogen und ggf. Schreiben des Sozialdienstes, die dann auch noch verzögert und zu unterschiedlichen Zeitpunkten bei der Pflegedienstleitung ankommen. Auch für Krankenhäuser gibt es bereits umfangreiche Fördertöpfe, um Bürokratie digital zu verschlanken und Pflegekräfte bei ihrer Tätigkeit zu entlasten.

 

Für bestimmte Leistungen der ambulanten Pflege, z.B. der Kurzzeitpflege, sollten Online-Portale mit Buchungsfunktion bereitgestellt werden, damit Angehörige für ihre pflegebedürftigen Familienmitglieder unkompliziert einen Pflegeplatz suchen können. Ähnlich wie bei Hotelbuchungsportalen stelle ich es mir technisch machbar vor, dass man schnell und einfach freie Betten in seiner Nähe finden kann. Und weil es so wichtig ist, dass Pflegebedürftige geistig und körperlich aktiviert werden, sollten wir alle Möglichkeiten nutzen, sie dazu zu motivieren. Da dürfen auch Apps nicht fehlen. Gleichzeitig ist klar, dass Apps einen Arztbesuch, häusliche Krankenpflege oder eine Reha auf keinen Fall ersetzen können.

 

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